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13 November, 2025

Staubige Pisten

 

Endlich Strassen nach meinem Geschmack! Googlemaps führte uns mal wieder durch die tollsten Gegenden. Es ist nicht das erste mal, dass wir wegen dieser Strassen-App auf Abwege gerieten und Adeline ein Stossgebet vor sich hin murmelt, dass ja alles gut geht. Für mich ist das aber das volle Abenteuerprogramm, denn ich bin der Mann, der alles kann..Jupieieijupjupijää, oder so.
Zuerst führte die App uns von der geteerten Hauptstrasse auf eine unbefestigte Kiesstrasse. Das ist in Spanien nichts aussergewöhnliches, denn die meisten Nebenstrassen bestehen lediglich aus festgefahrenem Kies oder Schotter. Sie führen vorwiegend in kleine Dörfer oder zu den Plantagen. Aber da wo wir hinkamen, lebte niemand mehr. Die Strasse wurde immer vernachlässigter und man sah, dass in dieser Gegend schon lange keine Menschenseele mehr durchgefahren war. Wir fuhren an verlassenen Gebäuden und heruntergekommenen Olivenplantagen vorbei, kein Vogelgezwitscher, kein Zirpen der Grillen. Eine wirklich verlassene, tote Gegend. Von weitem sahen wir ein Dorf, auf das wir zufuhren und dachten: "Doch nicht vollständig ausgestorben die Gegend." Doch, falsch gedacht! Es war eine richtige Geisterstadt und die App sagte, dass wir hier durch müssen um an unser geplantes Ziel, das noch gut zwei Stunden entfernt ist, zu kommen. Der Rückweg zu der geteerten Strasse kam nicht mehr in Frage. Viel zu lange Strecke und die App hätte sicher bei jeder noch so kleinen Abzweigung "Bitte wenden." gesagt oder eine andere tolle Strecke vorgeschlagen. Wir wollen uns nicht nochmal in die Irre führen lassen und beschliessen den Weg weiter zu fahren, den wir eingeschlagen haben.
Unter diesem Link könnt Ihr einen Teil der Fahrt anschauen! > 
https://youtu.be/5jgtZKFTcfE?si=sIwWEM2spxK4DwpN

Also... für mich eine Herausforderung, die mir mal wieder so richtig Spass machte! Es ist wie in meinem bisherigen Leben. Der einfachste Weg ist nicht immer der Beste. Denn meistens verpasst Du dann die lebenswerten Sachen. Eines ist sicher, wir haben wieder eindrückliche Landschaften, tolle holprige Strassen, und Gefühle die "Leben" bedeuten, erlebt. Adeline hat es natürlich auch gut überstanden. Einen kleinen Schub von Adrenalin und eventuell ein graues Haar mehr als vor der coolen Fahrt durch's Nirgendwo.
Nun, wir haben unser Tagesziel (Gorafe) erreicht, das ein wenig an den Grand Canyon erinnert. Hier müsste man Westernfilme drehen, ach ja... haben sie ja gemacht. Das führte uns zu einem nächsten Ort den wir besuchten. Die Sierra Morena, Sierra de Hornachuelos, Sierra de Andujar, und natürlich die Sierra Nevada. Nach der auch die Wüste in Amerika benannt wurde. Hier wurden unzählige Westernfilme gedreht und die besten stammen aus der Feder von Sergio Leone mit der unvergesslichen Musik von Ennio Morricone. Mein Favorit:... "el Buono, el Brutto, el Cattivo" mit Clint Estwood, Eli Wallach und Lee Van Cleef und auch "Spiel mir das Lied vom Tod", (Original Titel: "Once Upon A Time In The West")
Aber auch Bully Herbig hatte hier "Der Schuh des Manitou" gedreht.

Aber gehen wir nochmal ein Stückchen zurück in unserer Reise. Wir waren ja gerade eben noch in Gorafe, dem kleinen Grand Canyon in Südspanien. Übernachtet aben wir nach der abenteuerlichen Fahrt durch das Niemandsland (wo uns niemand hätte retten können) auf einem Stellplatz bei Marchal, eine kleine Gemeinde in einer Steinwüste wo es viele Erdhäuser gibt. Die Fassaden die man an den Felsen sieht, sind weiss gestrichen und leuchten in der Sonne hell vor sich hin, beim Abendrot ist das Farbenspektakel noch überwältigender. Heute sind es keine Armeleute Wohnungen mehr. Sie sind aufwendig restauriert und besitzen jeglichen Komfort den man sich wünscht.
Wir hatten eine ruhige und erholsame Nacht nach den Fahrstrapatzen verbracht und ich denke, auch Strieli unser Fahrzeug hat diese Pause verdient. Ich bin immer wieder begeistert von diesem robusten Automobil... einfach eine tolle Karre, dieser Fiat Ducato! Mannomann, was der alles über sich ergehen lassen muss.

Am nächten Tag geht es also in Richtung der Filmstädte, aber bitte nicht auf dem einfachsten Weg! Dieses mal soll es ein ausgetrocknetes Flussbett sein und ist sogar als reguläre Strasse eingezeichnet. Das Flussbett führt uns zu einer weiteren Geisterstadt, die natürlich erkunded werden will. Sie besteht vorwiegend aus zerfallenen Häusern, aber einige scheinen Bewohnt und nicht verlassen zu sein. Stühle und Tische auf der Veranda machen den Anschein, als ob die Menschen gerade erst vom Essen aufgestanden sind und ihren Beschäftigungen nachgingen. Aber es war totenstill und keine Menschenseele zu sehen. Im nachhinein erfuhren wir, dass das Dorf am Wochenende von irgendwelchen Menschen zum Party machen benutzt wird. Dies erklärte dann auch die Haufen von leeren Bierflaschen in der Umgebung. Der Weg in diese verlassene Gegend führte uns über holprige Strassen.


Naja, Strassen ist vielleicht zu hoch gegriffen. Es waren eher blanker Felsen und Schotter, der
 uns hierhin brachte. Mittlerweile ist unser Zuhause wieder vollkommen mit Staub in allen Ritzen und Schränken zugedeckt und es steht bald eine Generalreinigung an. Von La Fuente Santa, so nennt sich das Geisterpartydorf, müssen wir noch ein eine lange Strecke durch den ausgetrockneten Fluss zurücklegen um wieder in die Zivilisation zu gelangen. Gerne hätten wir in dieser kargen und trockenen Landschaft übernachtet. Doch es gab in nördlicher Richtung von uns Regenwarnungen. Hätte ja gut sein können, dass sich die Wassermassen genau hierhin, in diesen knochentrockenen Fluss sammeln und wir hätten dann ganz schön im Schlamassel gesteckt. Also, weiterfahren auf dem endlos scheinenden Rio-ohne-Namen und nach einer weiteren Stunde Fahrt, hatte Strieli wieder geteerte Strassen unter seinen Rädern.

Holperweg                                Rio-ohne-Namen

Nach der tollen Flussfahrt steuerten wir den Stellplatz Route 66 bei Tabernas an, um zu Übernachten um am nächsten Tag in's Fort Bravo zu düüüsen, wo uns die Filmkulissen von alten Westernfilmen verzaubern sollen.
Hier trafen wir auch Roberto, mit dem wir zwei Tage zusammen verbrachten und in die Westernwelt eintauchten. So lernten wir in Little Hollywood, eine weitere Westernstadtkulisse, noch Max mit seiner Frau Jolanda und den Werner (alles Western-begeisterte) kennen und konnten mit ihnen das Genre voll ausleben. Es wurden Shows mit wilden Schiessereien und Szenen aus alten Filmen nachgestellt. Und da wir so Westernknalltüten sind, hatten wir einen Riesenspass bei dem Spektakel. Nach zwei Tagen Cowboyfeeling zog es uns weiter in ruhigere Gegenden. Das waren wir auch Toby schuldig, denn er mag keine Grossanlässe mit wilden Schiessereien... nachvollziehbar. 

Dabei hätte Toby sicher einen coolen Statisten abgegeben, welcher bei Mundharmonikamusik, dem rauschenden Wind der durch die Stadt bläst und dem Klavierspiel das aus dem Saloon tönt, über die staubigen Strassen von der No-Name-City streunt. Aber wie gesagt, Toby mag eher die ruhige Natur. Darum heisst es: weiter, weiter, immer weiter alter Reiter, damit unser Raubtier wieder in freier Wildbahn seine Hundebedürfnisse ausleben kann. Auch für uns war dies alles, nach zwei Tagen, genug Menschenauflauf. Denn es wurden Menschenmassen mit Cars zu diesem Event gekarrt, der nur einmal im Jahr stattfindet. An diesen zwei Tagen versammeln sich hier Westernfans in voller Montur und leben ihre kostümierte Fantasie aus.

Auf dem Weg Richtung Süden, wir wollen ja nach Tarifa, rollen wir mit knatterndem Motor an den tollsten Ortschaften vorbei. Naja, wir machen natürlich auch mal eine Fahrpause, um all die faszinierenden Orte zu geniessen, die uns dargeboten werden.
Doch es sollte auch noch anders kommen, denn wir fuhren da durch wo Tomaten, Peperonis, usw. in Treibhäusern angebaut werden um die halbe Menscheit zu ernähren. Es ist eine riesige Fläche und der Kanton Zürich hätte locker zwei bis drei mal Platz darin. Keiner fragt ob die Tomaten und die Peperonis genug Auslauf haben, bevor sie geschlachtet und verfrachtet werden. Zum Glück bin bin ich keine Tomate und muss deren Leid nicht ertragen.😂🍅

Also sagt selbst, das ist nicht schön, aber eben die Realität um einen grossen Teil der Menschen in Mittel- und Nordeuropa mit Gemüse zu versorgen. Zwischen den Treibhäusern stehen verwahrloste Unterkünfte, vemutlich dass Zuhause der unterbezahlten Arbeiter.
Diese Gegend von Spanien durchfahren wir in einem Zug und wir sind auch nicht mehr weit von Tarifa entfernt. Gut 300 Km legen wir an diesem Tag zurück und werden mit warmen Temperaturen und langen Sandstränden belohnt.
Hier muss sich Toby einem Gesundheit's Check unterziehen, damit wir mit ihm nach Marocco schippern können. Naja, ein bisschen vollgefressen ist er, aber ansonsten hat er den Check mit Bravour bestanden. Ein kerngesunder Hund und bereit, mit uns neue Abenteuer zu erleben.

An diesem Strand voller Sand kann sich unser Fellknäuel mal wieder richtig austoben und seine Pfunde runtertrainiren. Der Weg vom Campingplatz Rio Jara zum unermesslich langen und breiten Strand ist nicht sehr weit, aber er führt durch einen kleinen Brackwassertümpel der knöcheltief und ca. zehn Meter breit ist. Und der stinkt! Ja, wie soll isch sagen, es erinnert mich ein wenig nach alten, verschwitzten, nassen Nylonsocken. Da Toby ein wenig kurzgeraten ist und langes Fell hat, stinkt er jetzt genau so wie das Brackwasser. Ihn kümmert es nicht. Also Morgen, am 14. November, geht es nach Afrika und wir freuen uns auf neue, unbekannte Begegnungen.

Nachfolgend noch einige Bilder der letzten zwei Wochen










Und jetzt ist Schluss...
Ihr könnt unsre Reise natürlich auch verfolgen auf
www.polarsteps.com/strielis

Alles Liebe Ihr Lieben, bis zum nächsten mal, in ca. 2 - 3 Wochen.
Roland

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