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30 September, 2025

Schlechtwetterfront

Stürmische Zeiten

Der Wind peitscht mit 35 km/h gegen das  Wohnmobil. Die Eingangstüre schlägt mit einem lauten Knall zu und die Bilder, die dekorativ dranhingen, fliegen durch den Küchenbereich. Oooojeh, Oooojeh... schon wieder Reparaturen die anstehen. Könnte ja sein, dass ich eine gewisse Langeweile verspüre wenn ich nichts flicken kann. Solange ich genügend Kleber habe, geht das auch in Ordnung. Gefühlte jede Woche muss ich irgendwas an unserem alten Gefährt wieder richten, schrauben, kleben oder irgendwie zusammenschustern. Gerade erst vor zwei Tagen bemerkte ich, dass die Belüftungsabdeckung bei der Toilette nicht mehr vorhanden ist. Schön, wenn man in der Nacht auf's Töpfchen geht und die Sterne beobachten kann. Wenn es aber regnet, ist es ein grosser Nachteil wenn es ein 10 cm grosses Loch in der Decke hat. Also, schon wieder in den Bricolage.... einkaufen gehen.

Gerade jetzt, wo Frankreich von einer gewaltigen Regenfront überzogen wird, ist Eile beim beheben des Schadens angesagt.
Also... Bricolage (Handwerkerbedarf; ein Paradies für mich) suchen, Aluminiumblech kaufen, Sikaflex (Kleber) habe ich noch genug. Alles schön sauber machen, alte Kleberreste entfernen und mit Lösungsmittel gut reinigen. Genügend Sikaflex, 6 Schrauben und das Alublech sitzt fest an seinem Platz und sollte für die nächsten 30 Jahre dicht sein. Natürlich hilft meine liebe Frau Adeline bei solchen chirurgischen Eingriffen immer mit. Sie assistiert mir mit den Geräten, die ich bei solchen heiklen Eingriffen benötige. Gerade wenn die komplizierten Operationen auf dem Dach von Strieli stattfinden. Wenn ich eine Spitzzange, einen Kreuzschlitzschraubenzieher oder sonst ein Werkzeug brauche, weiss Adeline wo was in unserem Werkzeugkoffer ist. Ich kann verlangen was ich brauche, und sie reicht mir immer das gewünschte Teil mit den liebevollen Worten: *Ja Schätzeli* (Copyright bei JK 🙈🙉🙊).
Da Strieli wirklich alt ist, gehen halt einige Dinge kaputt. Die Markisenöse, da wo man die Markise (das ist keine französische Adelige, sondern ein aufrollbarer Sonnenschutz) runter oder rauf kurbelt, hat mittlerweile auch ihren Geist aufgegeben. Dank einem Bootsbedarfgeschäft in Gruissan konnte das Problem behoben werden... für's erste. Aber da muss ich nochmal ran. 
Na ja, Strieli ist 36 Jahre alt und hat halt seine Gebrechen. Wir lieben ihn trotzdem. Bei mir ist es ja auch dasselbe, Schätzeli liebt mich trotz meiner Gebrechen, und ich bestehe auch schon aus einzelnen Ersatzteilen. Solange es welche gibt, werden sie eingebaut.

Im Moment stehen wir am Lac de Villneuve-de-la-Raho, ein türkisfarbenes Wasserresevoir für die Landwirtschaft und das Trinkwasser der Region. Hier hat es einen wunderschönen Campingplatz, wo wir zwei Tage stehen und das stürmische Wetter an uns vorbeiziehen lassen. Die Bilder hängen wieder an der Eingangstüre und diese wurde, wenn sie offen stand, mit einem Gummiband zusätzlich gesichert. Nicht dass beim nächsten Windstoss die la porte wieder zuknallt. Eigentlich sind wir ein bisschen auf der Flucht vor dem schlechten Wetter, denn das ist uns in letzter Zeit immer auf den Fersen. Natürlich haben wir warme Kleider und einen Parapluie, aber wenn unser kleines Zuhause schon auf Rädern steht, stellen wir es dorthin wo schönes Wetter ist. Daher trieb uns die Schlechtwetterfront in einem Zickzackkurs von der Bretagnie an die Küste bei Perpignan, in der Hoffnung auf angenehmeres Wetter mit viel Sonnenschein und warmen Temperaturen. Ach ja, dass wollte ich Euch auch noch erzählen! Toby hatte seine Freude bei den Spaziergängen am türkisfarbenen See. Kleine Zwischenbemerkung, der See war für's schwimmen und angeln gesperrt, da es darin Blaualgen gab und die nicht wirklich gesund sind. Vereinzelt sah man einen Fischkadaver oder einen abgestürzten Vogel, nichts um sich Sorgen zu machen. Aber eben, Toby fand das ganz toll. Immer wieder welzte er sich in irgendwelchen Sachen und fühlte sich sichtlich wohl. Er soll ja Hund sein können und das tun was ihm gefällt. Wieder zurück vom spazieren, sprang Toby ins Wohnmobil an seinen geliebten Platz unter dem Tisch. Das ist dort, wo er unter der Matratze seine Kauknochen bunkert. Am Abend nahmen wir einen eigenartigen Geruch wahr, der uns doch sehr an tote Fische erinnerte. Toby das alte Ferkel, hatte sich sicher auf einem vergammelten Fischkadaver rumgewelzt und das auch noch toll gefunden. Aber alles halb so wild, bei der nächsten Putzaktion in Toby's Schlafzimmer kamen einige, von den neu gekauften Chnätschichnochen (Kausticks) zum Vorschein und wir merkten schnell, dass diese Dinger furchtbar nach totem, vergammeltem Fisch rochen. Also, sorry lieber Toby, dass wir dich verdächtigt haben.... 

Zurück zu unserer Zickzackfahrt an die Ostküste von Frankreich. Wir befinden uns mittlerweile am Fusse der Pyrénées, in der Nähe der spanischen Grenze. Auf dem Weg hierhin haben wir wunderschöne kleine Orte durchquert,
wo wir stets eine Boulangerie finden wo es frische Baguettes und Pains au chocolat gibt, ein wichtiger Teil unserer täglichen Verpflegung. Teilweise hat man das Gefühl, dass die kleinen Dörfer ausgestorben sind. Dem ist aber nicht so! Das Leben hier findet hinter den Fassaden der Häuser, in den Hinterhöfen statt. Und sicher einmal in der Woche gibt es in den Ortschaften Märkte mit allerlei heimischen Produkten. An den Wochenenden sieht man die Leute bei den Boulplätzen (Botschabahnen, na ja das Spiel mit den silbernen Kugeln, wo ein kleiner Ball das Ziel ist) ihr Spiel spielen und lauthals jeden Wurf oder Stoss kommentieren. Es ist ein Dorfleben, das uns Touristen meist verborgen bleibt, ausser man nimmt sich die Zeit und setzt sich im Dorfzentrum auf eine Bank und wartet mal ab was so passiert. Was wir sehr gerne machen und geniessen, einfach in einem Strassenkaffee etwas trinken und das gemütliche Leben der Bevölkerung beobachten. Streunende Hunde und Katzen die über die Strassen schlendern, als ob es hier keinen Verkehr gäbe. Auf den, mit Pflanzen dekorierten, Balkonen der Häuser hängt die Wäsche um in der Sonne zu trocknen. Das Dorf lebt, man muss nur genau hinschauen.
Sehr reizvoll sind auch die ländlichen Strassen, also die Landstrassen... sorry kleines Spässchen... Die alten Platanen die die Strasse säumen wirken alles etwas eng, und wenn ein LKW entgegenkommt wird es manchmal auch ein bisschen brenzlig.
Natürlich sind die Landstrassen ein bisschen holpriger als die Nationalstrassen (das sind mautfreie Autobahnen, also gratis). Und wenn du in die Dörfer reinfährst, hat es Schwellen die dir die 30er Zone markieren. Wehe, wenn Du sie übersiehst. Dann wird es Zeit, dein Geschirr in den Schränken neu einzuräumen und das ist uns doch schon einige Male passiert. Zickzackkurs zu den Steilküsten von Argelès-sur-Mer, ganz im Süden von Frankreich am Mittelmeer. Endlich mildes Wetter und etwas wärmer. Wir landeten auf einem 5-Sterne Camping mit Terrassenplatzen und Blick auf das Meer.
Ein schöner Ort um mal wieder das Mediterrane zu riechen und zu spüren. Leider ist auch dieser schöne Campingplatz, wie die meisten, eingezäunt und kann nur mit einem Code durch eine Gittertüre verlassen werden. Ein kleiner schmaler Pfad, wo immer viel Menschenverkehr herrscht, führt dann zum Sandstrand. Also nicht das Ideale für den schüchternen Toby. 6:00 Uhr am Morgen ist in solchen Fällen die beste Zeit, um mit unserem Hund an den Strand zu gehen und natürlich noch mal am Abend, wenn die meisten Camper im Restaurant oder sonst-wo sind. Den Rest des Tages schläft das Raubtier oder steht im Türrahmen in Sicherheit und kläfft die vorbeigehenden Leute an. Mit der Drohung, dass er rauskommen muss, verzieht er sich unter den Tisch und knurrt beleidigt vor sich hin. So stellen wir fest, dies ist nicht der ideale Platz für Toby und wir ziehen nach zwei Tagen wieder weiter. Wir machen uns auf um die Pyrénèen zu erkunden. Bald kann ich Euch von dieser Bergkette, die Frankreich und Spanien trennt, einige schöne Bilder und Kommentare schicken. Bis dahin werden wohl wieder 2 - 3 Wochen vergehen, aber irgendwas kommt dann bestimmt.

Da ich weder Mark Twain noch Stephen King bin, müsst Ihr euch mit dem begnügen was mein Getippse so hergibt.

Ganz liebe Grüsse an alle, die manchmal den Blog lesen.
 
 



08 September, 2025

Normandie Bretagne

Normandie

6. Juli 1944, Landungspunkt von britischen Einheiten bei
Arromanches-les-Bains
Eine von unzähligen Gedenkstätten an der Küste der Normandie, die an den D-Day erinnern. Ein Ort zum innehalten und darüber nachzudenken, dass hier tausende Soldaten ihr Leben hergaben, damit die nächsten Generationen nicht unter einer Diktatur leben müssen. Da die meisten Zeitzeugen gestorben sind und es nur noch vereinzelte Menschen gibt, die diese grauenvolle Zeit des Krieges erlebt haben, geht die Geschichte in den Köpfen der heutigen Generation langsam aber sicher vergessen. Ich sehe und spüre dies beim betrachten der Menschen die zu diesen Schauplätzen kommen. Familien mit Kindern, welche die Bunker und Denkmäler als Spielplatz nutzen, und kein Elternteil erinnert die verzogenen Pumuckl's, dass genau hier Menschen für deren Freiheit gestorben sind! *Der Mensch der keine Not kennt wird überheblich.* Ganze Carladungen von Touristen werden im Schnellverfahren ausgeschüttet, um einige Panoramabilder zu schiessen und natürlich noch einige Selfies, als Beweis das man persönlich da war.

Nach einer halben Stunde wird die Meute wieder in den Bus beordert, so dass die nächste "Sehenswürdigkeit" besucht werden kann. 

Gute 24 Stunden standen wir mit unserem Camper an diesem Ort und konnten am Abend und am darauffolgenden Morgen, ohne Hektik und Menschengewusel, die Stimmung dieses Historischen Ortes spüren und aufnehmen. Es würde mich freuen, wenn die Leute an solchen Orten etwas mehr Respekt in ihrem geistigen Gepäck hätten.

Die Fahrt an diese denkwürdigen Orte führte uns durch kleine Dörfer, in denen man an das, was vor 81 Jahren passiert ist, erinnert wird.
Wenn Du das Bild nebenan mit anklicken vergrösserst, siehst Du auf der Fassade des Hauses eine grosse, Schwarzweissaufnahme vom Tag der Befreiung dieses Dorfes.

Die Normandie ist natürlich nicht nur ehemaliger Kriegsschauplatz des WW2.
Wunderschöne Sandstrände laden zum baden im Ärmelkanal ein (wenn das Wasser nur nicht so kalt wäre). Die kleinen Fischerdörfer in den Buchten sind zum flanieren geeignet, um in einer Hafenbar einen oder zwei Pastis zu trinken. Es ist zwar etwas windig hier im Norden, aber die Küstenluft belebt unseren Geist und den Appetit.
Ich sage nur Austern, frisch aus dem Meer.


Bretagne

Der Wind fegt vom Meer her über die Küste, und die Wellen prallen mit voller Wucht auf die rauen Felsformationen an den Stränden. Ununterbrochen schwemmt es Seetang an die Sandstrände und es lädt nicht zum baden ein, viel zu windig und zu kalt. Trotzdem hat es einige Hartgesottene, die sich in die Fluten stürzen und sichtlich ihren Spass haben. Nicht's für mich. Denn das Wetter ist hier so wechselhaft, dass es 15 Min. Sonnenschein hat und danach 15 Min. Regenschauer, und das den lieben, langen Tag. Die kleinen Steinhäuser an der Küstenstrasse entlang trotzen diesem unstetem Wetter aber schon seit vielen Jahren. Einige stehen sicher schon hundert Jahre, wenn nicht länger, an dieser rauen Küste. Wir sind aber auch am äussersten Zipfel der Bretagne gelandet und sind trotz des rauen Wetter's begeistert von dem Schauspiel das uns die Natur bietet.
Ein wunderschöner Küstenstreifen bei Meneham, der zum spazieren am Strand einlädt, wenn es nicht gerade regnet. Na ja, dieses mal hatten wir Glück und es blieb trocken. Der Sandstrand ist enorm lang und breit, so dass Toby sich so richtig austoben konnte. Natürlich war auch hier alles voller Seetang und unser Hund genoss es, sich darin zu welzen und auszuruhen. So hatten wir eine Zeitlang immer eine geschmackliche Erinnerung an Meneham.
Mit dem Seetang der Bretagne gab es für die Schweiz einen gravierenden Vorteil.
Die Schweiz war so ziemlich das einzige Land, in dem die Menschen an Jodmangel gelitten haben. Da die Gletscher der Alpen das Jod aus den Böden gespült haben, enthielt die Nahrung zu wenig Jod und es kam zu Kropfbildungen bei den Schilddrüsen. Es waren einfache Ärzte die dieses Problem erkannten und dafür pledierten, dass man Jod in das Speisesalz mischen soll, das ja täglich verzehrt wird. Genau hier in Meneham wurde aus dem Seetang das Jod produziert und exportiert. Aber ich sehe immer noch Schweizer (auch auf den Campingplätzen) die immer wieder einen dicken Hals machen. Das liegt aber käumlich am Jodmangel, eher am Mieselaunixsyndrom.
Die Temperaturen sind hier im Nordwesten Frankreichs mittlerweile tief abgesackt, so dass es in der Nacht gerade mal 11 Grad ist und am Tag zeigt das Thermometer auch nicht mehr als 16 - 18 Grad an. So beschliessen wir uns wieder etwas ins Landesinnere zu begeben, mit der Hoffnug auf besseres und ruhigeres Wetter. Den nach gut eineinhalb Wochen regnerischem Wetter war alles im Wohnmobil etwas feucht und unsere Frottéetücher, die wir ja nach dem Duschen brauchten, mussten wohl oder übel im Fahrzeug getrocknet werden. Mit der Zeit roch alles nach Toby's Eau de Seetangtoilette. Obwohl die Landschaften hier in der Bretagne zum verweilen einladen, machten wir uns auf den Weg ins Departement Loire.

Strieli in Schieflage
Was für ein Desaster... also von Anfang an!
Als wir uns auf den Weg machten in Richtung Quimper, im Süden der Bretagne, wollten wir am Morgen mit Toby noch einen ausgedehnten Spaziergang machen. Damit das liebe Tier noch ein bisschen rumschnüffeln, Frisbee fangen, pinkeln und natürlich, das ganz grosse Geschäft erledigen kann. Nach einer guten dreiviertel Stunde konnte es dann los gehen. Am Anfang ging es über eine Nationalstrasse, die uns schnell Richtung Süden führte und Toby schlief in der Fahrerkabine zu Adeline's Füssen. Normalerweise steht er nach gut zehn Minuten Fahrzeit zwischen unseren Sitzen, schaut uns mit seinen fragenden Augen an und sagt damit: "Ich muss noch mals raus... Spielen und so. Ihr wisst ja." Vielleicht lag es an der ruhigeren Fahrweise auf der Nationalstrasse, dass er sich eine gute Stunde nicht bemerkbar machte. Aber dann stand er zwischen unseren Sitzen und schaute so, dass wir verstanden haben.
Er muss dringend raus! Wir möchten ja nicht, dass Toby ins Wohnmobil kackt (wer will das schon). Also geht es jetzt ein bisschen auf die Landstrassen, da finden wir sicher wieder ein grosses Feld wo Hund Hund sein kann.
Die Landstrassen hier in Frankreich haben links und recht der Fahrbahn einen etwa fünfzig bis achzig Zentimeter tiefen Wassergraben, "Strassengraben", und sie sind relativ eng, die Strassen. Aber es hat auch immer wieder kleine Einfahrten für die Traktoren um auf die Felder zu kommen. Endlich sahen wir einen geeigneten Platz für Toby. Leider konnte ich nicht direkt auf das Feld abbiegen, und so mussten wir noch gut einen Kilometer weiter fahren um beim nächsten Kreisel zu wenden. Toby merkte dass es gleich raus geht und er freute sich sichtlich. Immer wenn er sich freut, quietscht er wie ein Meerschwein das durch den Mixer geht... Also bei der Einfahrt zum abgemähten Feld hielt ich an, machte die Warnblinkanlage an und setzte das Fahrzeug langsam rückwärts in Bewegung, Richtung Feldeinfahrt. Wieso rückwärts...? Damit ich wieder vorwärts in die schmale Strasse reinfahren kann und den Verkehr gut sehe. Oh, da ist ja links und rechts von der Einfahrt so ein Wassergraben. Da muss ich gut acht geben, damit ich mit dem rechten Hinterreifen nicht hineinrutsche. Gedacht gemacht... und plötzlich - Zabumms-chroos-stööhn-quitsch- holpper-knall-bums - rutscht Strieli mit seinem rechten Hinterrad in den Wassergraben. Das Fahrzeug drohte auf die Seite zu kippen und es hatte gewaltig Schlagseite. Wenn wir nur noch ein bisschen mehr in den Graben rutschen war's das mit Strieli on the road. Zum Glück blieb er irgendwann stehen. Das Chassis grub sich im Wassergraben in die Erde. Was für ein Schreckmoment! Kurz vor dem kippen hatte Strieli sich im Graben festgekrallt. Natürlich versuchte ich im ersten Moment gleich wieder aus der misslichen Lage rauszufahren, doch die Vorderräder hörte man nur im Freien drehen. Also raus aus dem Fahrzeug und nachschauen was Sache ist. Adeline riet ich, nicht auf der rechten Seite auszusteigen, das Wohnmobil könnte ja doch noch kippen. Das Fahrzeug stand nur noch auf dem vorderen rechten und dem hinteren linken Rad, und die beiden Räder drückte es bis zum Anschlag in die Federbeine. Es tat uns in der Seele weh, als wir Strieli in dieser beschissenen Situation sahen. Das linke Vorderrad hing einen halben Meter über dem Boden an seiner Spieralfeder und hatte null Bodenkontakt.
Es vergingen keine fünf Minuten, bis das erste Auto kam und zwei Franzosen uns Ihre Hilfe anboten. Die wir natürlich gerne annahmen. Der Eine meinte, ob uns eine heftige Windböe in diese Schieflage gebracht hat. Non, sagte ich, wir wollten mit unserem "chien" Gassi gehen auf diesem Feld hinter uns. Er hatte mich verstanden.
So sagte ich ihm noch, "une Traktöör, silvuplää", und er wollte gleich beim nahegelegenen Bauernhof anrufen.
Genau in diesem Moment kam ein Camper mit einem Citroënbus an die Unglücksstelle, stieg aus und schüttelte erstmal allen die Hand. Ohne grosse Worte wendete er sein Fahrzeug und hängte Strieli mit einem massiven
Spannset an seinen Citroën, und Schwupps, waren wir wieder auf der Strasse. Was für eine verrückte Sache! Es vergingen keine zwanzig Minuten bis es für uns wieder weiter ging. Aber leider hatten wir Toby und seinen Drang auf einem Feld herumzuspringen und sein Geschäftchen zu machen, völlig vergessen. Naja, er blieb die ganze Zeit still im Wohnmobil unter dem Tisch sitzen und lies das Gerumpel und Getschätter über sich ergehen und dachte wohl auch nicht mehr ans Kacken. Auf dem nächsten Campingplatz an der Südküste der Bretagne, bei La Gree Penvins, erholten wir drei uns von dem aufwühlenden Erlebnis.
(Natürlich hatten wir in dieser Scheisssituation keine Zeit, Fotos zu machen. Also keine Bilder des Spektakels)
 
Savonnières sur Cher

Da es an der Küste im Süden der Bretagne immer noch recht windig und kühl war, ging es jetzt definitiv ins Landesinnere. Savonnières schien uns da gerade das Richtige. Hier konnten wir bei schönem, mildem Wetter das kleine idyllische Städtchen besichtigen und den Markt am Ufer des Cher besuchen, und einige regionalen Leckereien einkaufen wie Austern und so Zeugs. Die kleine Kirche im Hintergrund des Bildes stammt aus dem 12. Jahrhundert und steht immer noch wie nee 1, und das nach achthundert Jahren... Sagenhaft!
Ich glaube kaum, dass heutige Architekten so langlebige Gebäude bauen können. Ist ja auch Wurscht... Wir geniessen auf alle Fälle das französische savoir vivre in diesem kleinen, wunderschönen Ort für fünf Tage.
Dann soll es weiter gehen, an den Flüssen und Kanälen entlang des französischen Mittellandes.
An den Ufern der kleinen Stadt stehen alte, orginale Fischerboote, mit denen man kleine Ausflüge machen kann. Aber auch ein Spaziergang der Cher entlang ist wunderschön. Eine bekannte Fahrradroute führt auch hier durch. Was natürlich viele Gümmeler (Velofarer) mit sich bringt. Da jetzt die Saison zu Ende ist, ist es merklich ruhiger geworden und alle junggebliebenen Rentnercamper und Langzeitreisende sind wieder unter sich. Also kurz gesagt, wir leben im Paradies: keine schreienden Teenager oder Kleinkinder, und keine griesgrämigen Stresstouristen weit und breit. Sooo Schööön!

Ich hoffe, ich langweile Euch da draussen nicht zu sehr mit meinen Geschichten und freue mich, wenn Ihr Freude habt den Blog zu lesen und uns auf unserer Reise ab und zu begleitet. In zwei bis drei Wochen erscheint sicher wieder etwas Neues auf diesen Seiten. Solange die Räder von Strieli sich munter weiter drehen, und wir einigermassen gesund und bei gesundem Verstand sind, geht es weiter, und weiter, und weiter, und weiter, und... na ja, Ihr wisst schon.
Bis bald....





Schlechtwetterfront

Stürmische Zeiten Der Wind peitscht mit 35 km/h gegen das  Wohnmobil. Die Eingangstüre schlägt mit einem lauten Knall zu und die Bilder, die...