Stürmische Zeiten
Der Wind peitscht mit 35 km/h gegen das Wohnmobil. Die Eingangstüre schlägt mit einem lauten Knall zu und die Bilder, die dekorativ dranhingen, fliegen durch den Küchenbereich. Oooojeh, Oooojeh... schon wieder Reparaturen die anstehen. Könnte ja sein, dass ich eine gewisse Langeweile verspüre wenn ich nichts flicken kann. Solange ich genügend Kleber habe, geht das auch in Ordnung. Gefühlte jede Woche muss ich irgendwas an unserem alten Gefährt wieder richten, schrauben, kleben oder irgendwie zusammenschustern. Gerade erst vor zwei Tagen bemerkte ich, dass die Belüftungsabdeckung bei der Toilette nicht mehr vorhanden ist. Schön, wenn man in der Nacht auf's Töpfchen geht und die Sterne beobachten kann. Wenn es aber regnet, ist es ein grosser Nachteil wenn es ein 10 cm grosses Loch in der Decke hat. Also, schon wieder in den Bricolage.... einkaufen gehen.Gerade jetzt, wo Frankreich von einer gewaltigen Regenfront überzogen wird, ist Eile beim beheben des Schadens angesagt.
Also... Bricolage (Handwerkerbedarf; ein Paradies für mich) suchen, Aluminiumblech kaufen, Sikaflex (Kleber) habe ich noch genug. Alles schön sauber machen, alte Kleberreste entfernen und mit Lösungsmittel gut reinigen. Genügend Sikaflex, 6 Schrauben und das Alublech sitzt fest an seinem Platz und sollte für die nächsten 30 Jahre dicht sein. Natürlich hilft meine liebe Frau Adeline bei solchen chirurgischen Eingriffen immer mit. Sie assistiert mir mit den Geräten, die ich bei solchen heiklen Eingriffen benötige. Gerade wenn die komplizierten Operationen auf dem Dach von Strieli stattfinden. Wenn ich eine Spitzzange, einen Kreuzschlitzschraubenzieher oder sonst ein Werkzeug brauche, weiss Adeline wo was in unserem Werkzeugkoffer ist. Ich kann verlangen was ich brauche, und sie reicht mir immer das gewünschte Teil mit den liebevollen Worten: *Ja Schätzeli* (Copyright bei JK 🙈🙉🙊).
Da Strieli wirklich alt ist, gehen halt einige Dinge kaputt. Die Markisenöse, da wo man die Markise (das ist keine französische Adelige, sondern ein aufrollbarer Sonnenschutz) runter oder rauf kurbelt, hat mittlerweile auch ihren Geist aufgegeben. Dank einem Bootsbedarfgeschäft in Gruissan konnte das Problem behoben werden... für's erste. Aber da muss ich nochmal ran. Na ja, Strieli ist 36 Jahre alt und hat halt seine Gebrechen. Wir lieben ihn trotzdem. Bei mir ist es ja auch dasselbe, Schätzeli liebt mich trotz meiner Gebrechen, und ich bestehe auch schon aus einzelnen Ersatzteilen. Solange es welche gibt, werden sie eingebaut.
Im Moment stehen wir am Lac de Villneuve-de-la-Raho, ein türkisfarbenes Wasserresevoir für die Landwirtschaft und das Trinkwasser der Region. Hier hat es einen wunderschönen Campingplatz, wo wir zwei Tage stehen und das stürmische Wetter an uns vorbeiziehen lassen. Die Bilder hängen wieder an der Eingangstüre und diese wurde, wenn sie offen stand, mit einem Gummiband zusätzlich gesichert. Nicht dass beim nächsten Windstoss die la porte wieder zuknallt. Eigentlich sind wir ein bisschen auf der Flucht vor dem schlechten Wetter, denn das ist uns in letzter Zeit immer auf den Fersen. Natürlich haben wir warme Kleider und einen Parapluie, aber wenn unser kleines Zuhause schon auf Rädern steht, stellen wir es dorthin wo schönes Wetter ist. Daher trieb uns die Schlechtwetterfront in einem Zickzackkurs von der Bretagnie an die Küste bei Perpignan, in der Hoffnung auf angenehmeres Wetter mit viel Sonnenschein und warmen Temperaturen. Ach ja, dass wollte ich Euch auch noch erzählen! Toby hatte seine Freude bei den Spaziergängen am türkisfarbenen See. Kleine Zwischenbemerkung, der See war für's schwimmen und angeln gesperrt, da es darin Blaualgen gab und die nicht wirklich gesund sind. Vereinzelt sah man einen Fischkadaver oder einen abgestürzten Vogel, nichts um sich Sorgen zu machen. Aber eben, Toby fand das ganz toll. Immer wieder welzte er sich in irgendwelchen Sachen und fühlte sich sichtlich wohl. Er soll ja Hund sein können und das tun was ihm gefällt. Wieder zurück vom spazieren, sprang Toby ins Wohnmobil an seinen geliebten Platz unter dem Tisch. Das ist dort, wo er unter der Matratze seine Kauknochen bunkert. Am Abend nahmen wir einen eigenartigen Geruch wahr, der uns doch sehr an tote Fische erinnerte. Toby das alte Ferkel, hatte sich sicher auf einem vergammelten Fischkadaver rumgewelzt und das auch noch toll gefunden. Aber alles halb so wild, bei der nächsten Putzaktion in Toby's Schlafzimmer kamen einige, von den neu gekauften Chnätschichnochen (Kausticks) zum Vorschein und wir merkten schnell, dass diese Dinger furchtbar nach totem, vergammeltem Fisch rochen. Also, sorry lieber Toby, dass wir dich verdächtigt haben....
Zurück zu unserer Zickzackfahrt an die Ostküste von Frankreich. Wir befinden uns mittlerweile am Fusse der Pyrénées, in der Nähe der spanischen Grenze. Auf dem Weg hierhin haben wir wunderschöne kleine Orte durchquert,
Zurück zu unserer Zickzackfahrt an die Ostküste von Frankreich. Wir befinden uns mittlerweile am Fusse der Pyrénées, in der Nähe der spanischen Grenze. Auf dem Weg hierhin haben wir wunderschöne kleine Orte durchquert,
wo wir stets eine Boulangerie finden wo es frische Baguettes und Pains au chocolat gibt, ein wichtiger Teil unserer täglichen Verpflegung. Teilweise hat man das Gefühl, dass die kleinen Dörfer ausgestorben sind. Dem ist aber nicht so! Das Leben hier findet hinter den Fassaden der Häuser, in den Hinterhöfen statt. Und sicher einmal in der Woche gibt es in den Ortschaften Märkte mit allerlei heimischen Produkten. An den Wochenenden sieht man die Leute bei den Boulplätzen (Botschabahnen, na ja das Spiel mit den silbernen Kugeln, wo ein kleiner Ball das Ziel ist) ihr Spiel spielen und lauthals jeden Wurf oder Stoss kommentieren. Es ist ein Dorfleben, das uns Touristen meist verborgen bleibt, ausser man nimmt sich die Zeit und setzt sich im Dorfzentrum auf eine Bank und wartet mal ab was so passiert. Was wir sehr gerne machen und geniessen, einfach in einem Strassenkaffee etwas trinken und das gemütliche Leben der Bevölkerung beobachten. Streunende Hunde und Katzen die über die Strassen schlendern, als ob es hier keinen Verkehr gäbe. Auf den, mit Pflanzen dekorierten, Balkonen der Häuser hängt die Wäsche um in der Sonne zu trocknen. Das Dorf lebt, man muss nur genau hinschauen.
Sehr reizvoll sind auch die ländlichen Strassen, also die Landstrassen... sorry kleines Spässchen... Die alten Platanen die die Strasse säumen wirken alles etwas eng, und wenn ein LKW entgegenkommt wird es manchmal auch ein bisschen brenzlig.
Natürlich sind die Landstrassen ein bisschen holpriger als die Nationalstrassen (das sind mautfreie Autobahnen, also gratis). Und wenn du in die Dörfer reinfährst, hat es Schwellen die dir die 30er Zone markieren. Wehe, wenn Du sie übersiehst. Dann wird es Zeit, dein Geschirr in den Schränken neu einzuräumen und das ist uns doch schon einige Male passiert. Zickzackkurs zu den Steilküsten von Argelès-sur-Mer, ganz im Süden von Frankreich am Mittelmeer. Endlich mildes Wetter und etwas wärmer. Wir landeten auf einem 5-Sterne Camping mit Terrassenplatzen und Blick auf das Meer.
Ein schöner Ort um mal wieder das Mediterrane zu riechen und zu spüren. Leider ist auch dieser schöne Campingplatz, wie die meisten, eingezäunt und kann nur mit einem Code durch eine Gittertüre verlassen werden. Ein kleiner schmaler Pfad, wo immer viel Menschenverkehr herrscht, führt dann zum Sandstrand. Also nicht das Ideale für den schüchternen Toby. 6:00 Uhr am Morgen ist in solchen Fällen die beste Zeit, um mit unserem Hund an den Strand zu gehen und natürlich noch mal am Abend, wenn die meisten Camper im Restaurant oder sonst-wo sind. Den Rest des Tages schläft das Raubtier oder steht im Türrahmen in Sicherheit und kläfft die vorbeigehenden Leute an. Mit der Drohung, dass er rauskommen muss, verzieht er sich unter den Tisch und knurrt beleidigt vor sich hin. So stellen wir fest, dies ist nicht der ideale Platz für Toby und wir ziehen nach zwei Tagen wieder weiter. Wir machen uns auf um die Pyrénèen zu erkunden. Bald kann ich Euch von dieser Bergkette, die Frankreich und Spanien trennt, einige schöne Bilder und Kommentare schicken. Bis dahin werden wohl wieder 2 - 3 Wochen vergehen, aber irgendwas kommt dann bestimmt.
Da ich weder Mark Twain noch Stephen King bin, müsst Ihr euch mit dem begnügen was mein Getippse so hergibt.
Ganz liebe Grüsse an alle, die manchmal den Blog lesen.
Danke für die Lacher 🤣🤣, gut, sind auch deine Ersatzteile chirurgisch gut verbaut worden! Eine gute Assistentin ist unverzichtbar.
AntwortenLöschenDas Pain au chocolat ist natürlich vor allem für deine Assistentin auch überlebenswichtig.
Also mit einer meiner Lieblingsschriftstellerin, Evelyn Sanders, kannst du locker mithalten mit deinem Geschreibsel. Mitten aus dem Leben, mit einem Augenzwinkern, auch wenn es manchmal erst hinterher ist.
Herzlichst
Gertrud
Danke Liebe Gertrud für deinen Komentar, ganz Liebe Grüsse R&A
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