Sagenhaftes Rumänien
Es ist der 11. Juli und wie im letzten Post geschrieben, geht es Richtung Hungaria. Neugierig auf das neu Ziel, verarbeiten wir immer noch die Eindrücke aus Romania. Es ist auf alle Fälle eine Reise wert. Die Vielfalt der Landschaften ist sagenhaft. Auch die kleinen Dörfer in den Tälern, Ebenen und Bergen sind reizvoll.Die an den Strassen entlang gebauten, kleinen Häuser sind meistens sehr alt aber von einer warmen, gemütlichen Ausstrahlung. Jedes Häuschen hat einen grosszügigen Hinterhof mit Garten und einem Deponieplatz für alles mögliche, das noch gebraucht werden kann oder auch nicht. In den meisten Ortschaften stehen eine bis zwei orthodoxe Kirchen, klein und eindrücklich dekoriert mit Ikonenbildern. Ihre silbernen oder goldenen Dächer sieht man schon von weitem. Natürlich gibt es auch Grossstädte wie Bukarest oder Brasov. Dorthin fahren wir aber nur wenn es unbedingt nötig ist, denn die Städte auf der ganzen Welt ähneln sich doch sehr. Ein Gewusel von gestressten Menschen die sich nicht in die Augen schauen. Wie denn auch, sie müssen ja den Bildschirm vom Smartphone (auch Handy genannt) im Auge behalten.
Ach ja, nur so am Rande möchte ich erwähnen, dass wenn man auf die Fotos klickt, sie vergrössert werden.
Mit Strieli crusen wir gemütlich durch die wunderschönen Hügellandschaften, die uns ein wenig an die Schweizer Berge erinnern. So mit Wäldern und Weiden, alten Holzzäunen und Menschen die man kaum versteht, wenn sie sprechen.
Aber auch hier winken einem die Menschen beim Vorbeifahren freundlich zu. Das erinnert mich immer wieder an die unzähligen Restaurantbesuche beim Chinesen, wo doch wirklich immer beim Eingang eine Plastikkatze steht, meist vergoldet und verziert, und dir unentwegt zuwinkt.
Mittlerweile haben wir 12'581 km zurückgelegt seit unserem Start am 25. März 2025. Aber insgesamt, seit wir am 5.11.2007 auf unsere erste Tour gingen und sonst manche Ferien mit unserem Wohnmobil machten, sind es stolze 85'324 km die uns Strieli durch alle möglichen Landschaften gefahren hat. Jetzt stehen 211'401 km auf dem Tacho und es soll immer weiter gehen.
Für einige Leser sind wir vielleicht etwas zu schnell unterwegs und denen würde die Gemütlichkeit fehlen. Naja, 12'581 km in gut vier Monaten mag viel sein. Wir enpfinden das aber nicht so wenn die vielen schönen Landschaften an uns vorbeiziehen. Sehenswürdigkeiten in Grossstädten interessieren uns nur mässig. Wir sind keine Cityhopper's, wir sind Roadtripper's.
Es ist fast so wie eine lange Zugreise, wo man bequem sitzt und die Landschaft geniesst. Ich habe sogar persönliches Bordpersonal, das mir zwischendurch kleine Erfrischungen und Snacks anbietet. Natürlich darf sich meine Hostess, wann immer sie will, auch bedienen.
Falsche Lampen und zerschnittene Reifen
Alles halb so wild. Niemand hat unsere Reifen zerschnitten!
Also von Anfang, vom 13. - 18. Juli haben wir ein kleines Häuschen am Waldrand von Belis gemietet. Keine Chemietoilette leeren, duschen und waschen ohne Kontrolle vom Wassertank usw. So genossen wir fünf Tage die Annehmlichkeiten eines Hauses und natürlich einen grossen Check bei Strieli. Bei Start am März ins Abenteuer, bekam Strieli natürlich noch einen grossen Service, neue Reifen und wurde auch frisch vorgeführt. Da er Vorderradantrieb hat, nutzen sich diese Räder schneller ab als die Hinteren, die ja nur so hinterher rollen müssen. Also, die Vorderen nach hinten und umgekehrt. Gesagt, getan, und runter waren die Räder. Mit Schrecken stellte ich fest, dass beide Vorderreifen tiefe Schnitte und Kerben in der Lauffläche haben. Das Stahlgewebe war noch nicht sichtbar, aber trotzdem bleibt ein kleines Sicherheitsrisiko. Natürlich fahren wir höchstens 90 - 100 km/h. Aber diese Reifen möchte ich wechseln. Sicher ist sicher. Die gekauften Scheinwerfer (Ihr mögt Euch vielleicht erinnern, Strieli erblinded auf dem linken Auge... äää... Licht) sollten auch noch gewechselt werden. Passten aber nicht. Die Einstellschraubenhalterungen waren am falschen Ort. Fiel mir beim Kauf leider nicht auf. Mittlerweile wird alles organisiert damit es neue Reifen und Lichter gibt. Wie? Das werdet Ihr im nächsten Post lesen können. Ach ja, die Furchen und Schnitte in den Vorderreifen stammten von den Schotterpisten durch die wir unser Strieli zwangen, und wo die Vorderräder an den steilsten Passagen durchdrehten. Die tragen ja auch die ganze Last, und die Schottersteine hier sind extrem scharfkantig.
So genossen wir diese fünf Tage mit allem Luxus welches das Häuschen uns bot. Cheminee, Fernseher, Küche, grosse Betten und eine sagenhafte Umgebung wo sich Toby offensichtlich auch wohl fühlte. Und wieder einmal hatten wir, wie schon so oft auf unserem Roadtrip, Glück. Denn in diese fünf Tagen regnete es mehrheitlich. Strieli bekam eine Gratiswäsche und wir konnten vor dem Cheminee rumlümmeln, Filme schauen und... nein, das müsst Ihr nicht wissen.
Toby fühlt sich sichtlich wohl.
Unberührte Natur mit Wegen, die zum Wandern einladen.Die letzte Nacht in Rumänien.

Ganz in der Nähe der Grenze zu Ungarn war noch mal wild campen angesagt. Eigentlich ist es auch in Rumänien nicht erlaubt, doch die Behörden nehmen die Sache recht locker. Wenn wir ortsansässige Leute treffen, wird zuerst mal gefragt ob sie es tolerieren. Es gab noch nie eine Absage. Ein Familienvater mit seinen zwei Kindern, die im "Sebes-Körös" kleine Fische aus dem Wasser fingen meinte, dass wir gerne mehrere Tage hier stehen können. Im laufe des späten Nachmittags kamen noch drei weitere Camper an diesen schönen Ort. Einer der Camper war der Familienvater, der mit seinen zwei Kindern in einem umgebauten Krankenwagen campierte. So sassen wir vor dem Wohnmobil und genossen unseren schönen Vorgarten mit Fluss. Ein Schäfer mit seiner Herde zog noch an uns vorbei, machte noch kurz Halt und erzählte uns irgendwas. Was wir aber nicht verstanden haben. Da der kleine, braungebrannte Mann mir sehr freundlich gesinnt war, bot ich ihm doch gleich einen Whisky an. Das freute ihn so sehr, dass er gleich weiter erzählte.

Als er mal eine Pause einlegte, um einen einen Schluck Whisky zu nehmen, machte ich ihn darauf aufmerksam, dass ich kein Wort das er sagt verstehe. Seinem Blick nach merkte ich aber, dass er mich auch nicht verstand. Da er einige Ortschaftsnamen nannte, folgerte ich daraus, dass er seine Wanderroute beschrieb. Als sein Glas leergetrungen war, verabschiedeten wir uns mit einem freundlichen Händeschütteln und mit einem liebevollem Schulterklopfen. So zog der freundliche Hirte mit seiner Herde weiter, mit nicht mehr als einem kleinem Plastikbeutel und einigen Lebensmitteln drin. Später am Abend streunten noch drei Kinder am anderen Flussufer entlang, zwei Mädchen und ein pubertierender Junge. Er machte sich einen Spass daraus, Steine über das Wasser zu werfen, Er wollte den Mädchen wohl zeigen wie gut und weit er doch die Steine schleudern konnte. Das ging alles so lange gut bis er unser Mobiliar traf. Da stieg in mir aber mal der Blutdruck nach oben und ich fluchte über den Fluss wie ich es schon lange nicht mehr getan habe. Das musste wohl bei den drei Kindern Eindruck gemacht haben. Sie rannten so schnell wie es ging davon und wir haben sie nie wieder gesehen. Am nächsten Morgen ging es Richtung Ungarn, hui-ui-ui was werden wir da wohl erleben?
Schon wieder Neuland
Nun überqueren wir schon wieder eine Grenze in ein uns unbekanntes Land, auch hier wieder mit gemischten Gefühlen. So wurden wir vor unsere Abreise eindringlich gewarnt vor den östlichen Ländern Europas, die Vorhersagen haben sich aber nie bewahrheitet. Trotz unserer offenen Art auf Menschen zu zugehen, stecken durch die Warnungen immer Zweifel im Hinterkopf. Vor Ort wurden und werden wir immer wieder des Besseren belehrt. Die ersten Ungaren, die wir kennenlernen durften, haben uns von unserer Grundeinstellung überzeugt. Dass alle, die wir treffen, wollen in Frieden leben und glücklich beisammen sein. So eben auch Suzanne und Charles vom kleinen idyllischen Campingplatz bei Csongràd.
Auch hier gibt es eine schöne Geschichte zu erzählen! Auf der Fahrt über holprige Strassen zu unserem Ziel bei Charles und Suzanne, kreuzte uns ein schwarzer Range Rover mit alten, ungarischen Nummernschildern. Keine zwei Minuten später fuhr derselbe Wagen hinter uns her. Ooooh, ich habe es ja gesagt, denken jetzt sicher die, die uns doch so eindringlich vor osteuropäischen Ländern gewarnt haben. Tatsächlich... der schwarze Range Rover verfolgt uns bis zum Campingplatz. Drei Gestalten sitzen im Wagen. Einer mit einem Strohut, sodass man sein Gesicht nicht sehen kann. Mit dem Wohnmobil stehen wir jetzt vor der Einfahrt, doch sie ist verschlossen und wir können unseren Verfolgern nicht entkommen. Plötzlich steigt eine Frau aus dem schwarzen Wagen, kommt auf direktem Weg auf uns zu, sie lächelt freundlich, läuft aber weiter. Beim geschlossenen Tor zum Campingplatz bleibt Sie stehen und öffnet es. Sie winkt uns freundlich zu und weist uns den Weg auf das Areal. Es war Suzanne die mit Chares diese Idylle der Ruhe führt und uns herzlich willkommen heissen. Eigentlich hatten die beiden einen anderen Termin, aber als sie uns in Richtung Campingplatz fahren sahen, wendeten sie extra um uns nicht vor dem geschlossenen Tor warten zu lassen. Wir durften ihre herzliche Gastfreundschaft drei Tage geniessen und möchten uns dafür bei den beiden herzlich bedanken und werden immer gerne an sie denken.
Als wir uns gemütlich eingerichtet hatten und vor unserem Strieli sassen, kamen Suzanne und Charles mit einer kleinen Flasche Weisswein und einem Kirschkuchen vorbei. Beides aus eigener Produktion, um uns nochmals zu begrüssen. Es hat auch ein kleines Restaurant wo die beiden alles tun um dich kulinarisch zu verwöhnen. So konnten wir für den nächsten Morgen ein Frühstück bestellen und wurden mit feinen Leckereien überrascht, alles frische, einheimische Produkte. Leider konnten wir nicht alles essen, den es hätte auch für vier gereicht. Fozelschnitten, Rühreier, Würste, Schinken, Cherrytomaten, Käse, Gurken, Joghurt mit Früchten, Butter, Marmelade und natürlich Kaffee und Tee. Das alles für einen Preis, wo du dir in der Schweiz nicht mal eine Schachtel Zigaretten damit kaufen kannst.Andere Gäste waren auch noch auf dem Platz. Dank Translater konnte ich den ungarischen Gästen sagen, dass es schön ist, dass sie hier sind "Örülök, hogy itt vagy". Es ging nicht lange bis sie mit einem Selbstgebrannten bei uns standen und wir unbedingt davon kosten sollen. An diesem Abend musste ich frühzeitig schlafen gehen. Am letzten Abend luden uns Charles und Suzanne für umsonst zum Essen ein. Es gab Döner mit Wildschweinfleisch und alles Gute was da sonst noch reingehört. Und natürlich noch von dem Weisswein, der sehr gut ist. Am nächsten Tag hiess es Abschied nehmen von den zwei liebenswürdigen Menschen, die uns vor drei Tagen noch mit Ihrem schwarzen Range Rover verfolgt hatten. Ach ja, wer hätte das gedacht. Die dritte Person im Fahrzeug war der Bruder von Suzanne und auch ein lieber Mensch.
Unsere Reise geht jetzt Richtung Donau. Der wollen wir flussaufwärts bis nach Österreich folgen. Von dort wird es dann den nächsten Post geben.
Eine Reise wird besser in Freunden, als in Meilen gemessen.